Früherkennung von Alzheimer sinnvoll oder unnötig belastend?

Wissenschaftler konnten anhand eines schwach radioaktiven Markers (Florbetaben) und eines Positronen-Emissions-Tomographen das Alzheimer auslösende Eiweiß Beta-Amyloid nachweisen. Der Test kann bereits 15 Jahre vor Ausbruch der Krankheit das hirnzerstörende Eiweiß Beta-Amyloid sichtbar machen. „Die Erkenntnisse der Studie bedeuten eine gravierende Verbesserung bei der Alzheimer-Diagnostik“, sagt dazu der Direktor der Leipziger Klinik sowie Poliklinik für Nuklearmedizin und Leiter der klinischen Studie, Osama Sabri. Die von Bayer Schering Pharma in Auftrag gegebene Studie zur Früherkennung von Alzheimer wurde an Kliniken in den USA, Australien, der Schweiz und in Leipzig durchgeführt. 150 Menschen, davon 89 Alzheimer-Patienten und 69 Gesunde, nahmen daran teil.

Neue Wege zur frühen Alzheimer-Diagnose

Auch Professor Dr. Jens Wiltfang, Vorstandsmitglied im Kompetenznetz Demenzen hält es für sinnvoll, eine Alzheimererkrankung frühzeitig zu erkennen. In einem Interview mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung geht er davon aus, „dass wir Alzheimer in zehn bis 15 Jahren heilen können, dann brauchen wir eine zuverlässige Methode, um die Krankheit zu diagnostizieren, bevor das Gehirn stark geschädigt ist. Aber auch heute schon ist eine Früherkennung sinnvoll. Wir wissen, dass körperliche Aktivität und Gedächtnistraining die Alzheimer-Erkrankung verlangsamen können, allerdings nur in Frühstadien. Außerdem stehen uns Medikamente zur Verfügung, die den Krankheitsprozess verzögern. Offensichtlich wirken sie umso effektiver, je eher sie eingenommen werden. Um den Patienten durch Lebensstiländerungen, geistiges Training und Medikamente lange eine gute Lebensqualität zu sichern, muss man die Krankheit also möglichst früh diagnostizieren.“

Es gibt aber auch andere Auffassungen. So wie andere Wissenschaftler bezweifelt auch der stellvertretende Chefredakteur von  ApothekenUmschau.de, Burkhardt Röper, in seinem Blog den Wert einer so frühen Diagnose: „Bei einer der schlimmsten Erbkrankheiten – Chorea Huntington – registrieren Mediziner rund um das Diagnosedatum eine erhöhte Selbstmordrate von Betroffenen. Huntington ist wie Alzheimer nicht heilbar und endet mit dem Tod. Ein Gentest ermittelt eindeutig, ob ein Mensch die Krankheit bekommen wird oder nicht. Nur der Zeitpunkt des Ausbruchs ist nicht vorhersagbar. So kommt es, dass viele Menschen, die ein hohes Huntington-Risiko in sich tragen (zum Beispiel, weil ein naher Verwandter darunter leidet), ganz bewusst auf den Test verzichten.“ Lieber nichts wissen und glücklich leben, so lange es geht, lautet deshalb seine Devise.

Wie beurteilen Sie den Nutzen der Früherkennung von Alzheimer 15 Jahre vor dem sicht- oder spürbaren Ausbruch der Krankheit? Empfinden Sie es als Fortschritt oder als unnötige Belastung, so früh von der Erkrankung zu erfahren? Diskutieren Sie mit und schreiben Sie uns Ihre Meinung (Kommentarkasten).

Dazu unser Filmtipp: Mäuse helfen beim Kampf gegen Alzheimer

Eine Meinung von Lesern zu diesem Artikel


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